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01.01.2018 Arbeitsbedingungen Bildung Pressemitteilung

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und Deutscher Pflegerat zum Personalmangel in der Pflege

Die Versorgung von Patienten im Krankenhaus ist durch die schlechte Personalausstattung
und den steigenden Mangel an Pflegefachpersonen zunehmend gefährdet. Operationen
müssen abgesagt werden, weil die pflegerische Versorgung vor, während und nach der
Operation nicht gewährleistet werden kann. Betten sowie ganze Stationen werden wegen
Pflegepersonalmangel gesperrt. Aber auch die Qualität der Versorgung ist gefährdet. Das
betrifft zum Beispiel die Hygiene, weil für korrekte Händedesinfektion zu wenig Zeit ist oder
die Reaktionszeit bei Schmerzen, die viel länger dauert als wünschenswert. Ganz zu
schweigen von einer angemessenen Pflege von Patienten, die schon vor dem
Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig waren oder demenzkrank sind.
Da Versorgung im Krankenhaus eine Teamaufgabe ist, betrifft der Pflegepersonalmangel
natürlich auch die anderen Berufsgruppen. Ärzte können nur Patienten behandeln, wenn
deren pflegerische Versorgung gewährleistet ist.
Um den Pflegenotstand in der Akutpflege abzuwenden, sind gezielte Maßnahmen nötig,
damit sich die Rahmenbedingungen in der Pflege schnellstens verbessern und das
Berufsbild wieder attraktiv wird.

 

1. Personalausstattung

 

Wir brauchen bessere Personalschlüssel und gebündelte Maßnahmen, um den aktuellen
und den zukünftigen Personalbedarf in der Pflege zu sichern.
Bereits heute stehen dem Arbeitsmarkt zu wenige Pflegende zur Verfügung. Es fehlen
nach Einschätzung des Deutschen Pflegerats aktuell in den Kliniken mindestens 50.000
Pflegefachpersonen. Ein steuerfinanziertes Sofortprogramm zur Schaffung von 50.000
Stellen ist erforderlich, um zeitnah dringend notwendige, spürbare Verbesserungen in
den Besetzungen zu erreichen.
Wir benötigen die Einrichtung von Personaluntergrenzen, die sich am Versorgungsbedarf
des Patienten ausrichten: ein richtiger und notwendiger Schritt, um
Überlastungssituationen zu vermeiden und eine sichere Patientenversorgung zu
gewährleisten. Die Festlegung von Personalschlüsseln muss für alle Klinikbereiche
gelten, um Schieflagen zu vermeiden. Die Herausforderung liegt darin, keine starren
Schlüssel festzulegen, sondern sie flexibel an dem individuellen Bedarf des Patienten
auszurichten. Wir benötigen für die Zukunft ein am Versorgungsbedarf des Patienten
ausgerichtetes Personalbemessungsinstrument für die Pflege.

 

2. Rahmenbedingungen pflegerischer Arbeit

 

Bei der Krankenhausleitung bedarf es eines Umdenkens in der Betrachtung des
Personals. Bei den Trägern sind die unternehmerischen Ziele und Prioritäten daraufhin

zu prüfen, inwieweit sie einer erfolgreichen Personalentwicklung und -bindung
entgegenstehen. Vereinbarkeit von Familie/Freizeit und Beruf (z.B. verlässlicher
Dienstplan), eine bessere Vergütung sowie eine wertschätzende Führung sind ganz
wesentliche Bestandteile zur Verbesserung der Rahmenbedingungen.

 

3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit

 

Der Auf- und Ausbau von Strukturen in den Kliniken, welche die multiprofessionelle
Zusammenarbeit und die Kooperation zwischen den Pflegenden und den Ärzten stärken
und den gemeinsamen, partnerschaftlich abstimmenden Dialog in der Versorgung der
Patienten einrichten, sind wesentliche Elemente, die sich in der Qualität der Versorgung
niederschlagen. Sie sind Ausdruck der gegenseitigen Wertschätzung, die sich in
Zusammenarbeit ausdrückt und die Berufszufriedenheit verstärkt.
Die vorhandene Kompetenz der Pflegefachpersonen muss stärker anerkannt und
eingesetzt werden. Das beinhaltet u.a. einen fachlichen Dialog über die Versorgung der
Patienten mit der jeweiligen Expertise der beteiligten Professionen auf Augenhöhe bis hin
zur Steuerung (Aufnahme und Entlassung).
Auch über Aufgabenverteilung muss offen diskutiert werden.

 

4. Attraktivität des Berufes

 

Der Heilberuf als solcher ist attraktiv. Unattraktiv sind die Rahmenbedingungen
pflegerischer Berufsausübung. Parallel zur Verbesserung der Rahmenbedingungen muss
auch in die Nachwuchsgewinnung investiert werden. Die Ausbildungskapazitäten
müssen bundesweit ausgeweitet werden. Qualifizierungsoffensiven sind bundesweit
notwendig um den vorliegenden Bedarf an Pflegefachpersonen zu decken. Auch die
Ausbildung selbst – insbesondere in ihrem praktischen Anteil – muss deutlich attraktiver
gestaltet werden. Ebenso muss die Ausbildung von Pflegefachpersonen an Hochschulen
für die direkte Patientenversorgung eine hohe Priorität erhalten.

Hier ist nur ein Auszug aus einem ganzen Bündel von Maßnahmen genannt, die notwendig
sind, um mittel- und langfristig die Situation der Pflegenden zu verbessern.
Es ist ein nationaler Masterplan erforderlich, der sich über einen Zeitraum von mindestens 10
Jahren erstreckt.

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