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28.05.2025 Berufsautonomie Handlungsfelder Pressemitteilung

Primärversorgung gemeinsam gestalten, anstatt kompliziert allein zu steuern

Deutscher Pflegerat spricht sich für multiprofessionelle Versorgung auf Augenhöhe aus

Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt die Diskussion um Reformen in der ambulanten Versorgung. Er warnt jedoch davor, einseitige Konzepte wie das geplante Primärarztsystem zum Maßstab zu machen.

„Ja, wir brauchen bessere Strukturen in der ambulanten Versorgung. Aber wir brauchen sie gemeinsam, nicht arztzentriert, sondern multiprofessionell.  Wir brauchen eine Primärversorgung, in der Gesundheitsfachberufe gleichberechtigt zusammenarbeiten, statt eines Primärarztsystems", sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats.

„Gute Versorgung gelingt dort am besten, wo Gesundheitsberufe gemeinsam Verantwortung übernehmen, ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen und auf Augenhöhe zusammenwirken. Genau dafür steht die Profession Pflege: kompetent, konstruktiv, lösungsorientiert und mit dem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen.

Die Überlastung vieler Hausarztpraxen ist längst Realität. Gleichzeitig bringen Pflegefachpersonen ihre Expertise in der Pflege, Prävention und Gesundheitsversorgung Tag für Tag unmittelbar bei den Patienten und Pflegebedürftigen sowie ihren An- und Zugehörigen ein, bei der Begleitung chronisch Erkrankter ebenso wie bei der Koordination komplexer Versorgungsprozesse im häuslichen und stationären Setting.

Die Pflegeprofession ist bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Was wir aber nicht brauchen, sind neue Gatekeeper-Strukturen, die die Versorgung erschweren, oder ein Festhalten an überholten, komplizierten Steuerungsmodellen“, so Vogler. „Unser Ziel ist eine bessere Versorgung. Dazu gehört auch, die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung von heilkundlichen Aufgaben an die Pflege- und Therapieberufe zu übertragen. Dies im Rahmen ihrer beruflichen Qualifikationen und ihrer Kompetenzen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die Umsetzung des Pflegekompetenzgesetzes.

Es sind die einfachen Ideen, die den Unterschied machen: klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten, verlässliche Zusammenarbeit, geteilte Verantwortung.

Patienten und Pflegebedürftige mit ihren An- und Zugehörigen sollten sich nicht in einer Steuerung verlieren. Die Primärversorgung macht das Gesundheitssystem zukunftsfähig. Sie bindet ein, was bereits vorhanden ist und nutzt die Ressourcen gezielter. Eine verlässliche, multiprofessionelle Primärversorgung, die am Patienten und Pflegebedürftigen orientiert ist, anstatt am System, ist eine Chance für alle Beteiligten. Dies vor allem für die Menschen, die auf gute Versorgung angewiesen sind", sagt Vogler.

Grundprinzipien Primärversorgung:

Die vier Grundprinzipien einer modernen, zukunftsfähigen Primärversorgung sind:

  1. Eine klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten aller Gesundheitsberufe, die die jeweiligen beruflichen Kompetenzen anerkennt und nutzt,
  2. die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Aufgaben durch Pflege- und Therapieberufe im Rahmen ihrer Qualifikation,
  3. eine verlässliche, multiprofessionelle Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe,
  4. die Orientierung an Patienten und Pflegebedürftigen statt an einer systemzentrierten Versorgung.

Ansprechpartner:innen

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Michael Schulz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de

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