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15.10.2025 Arbeitsbedingungen Berufsautonomie Pressemitteilung

Profession Pflege braucht Gestaltungsraum – nicht nur Effizienzvorgaben

Deutscher Pflegerat: Zukunftspakt Pflege muss Pflegeberufe strategisch einbinden

Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt die Zusammenarbeit von Bund und Ländern beim „Zukunftspakt Pflege“ als wichtigen ersten Schritt zur Neugestaltung der Pflegeversicherung. Die vorgelegten Zwischenergebnisse bleiben jedoch hinter den Erwartungen zurück: Die Profession Pflege wird weiterhin überwiegend als Ressource zur Effizienzsteigerung und als demografisches Problems betrachtet, nicht als gestaltende Profession mit strategischer Verantwortung.

Pflege ist mehr als eine Ressource

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, warnt, dass eine Pflegereform ohne verbindliche Einbindung der Pflegeberufe scheitern wird. Die Pflegeprofession kann weit mehr leisten als nur die Grundversorgung absichern. „Wer Pflege nur verwaltet, aber nicht gestaltet, wird die Versorgungsprobleme nicht lösen“, sagt Vogler.

In den bisherigen Zwischenergebnissen kommen die beruflich Pflegenden kaum vor. Wenn überhaupt, werden sie auf beratende und begleitende Rollen reduziert. Die Ziele Prävention, Rehabilitation, längerer Verbleib in der Häuslichkeit und Akutversorgung sind zwar formuliert, doch die Profession erhält dafür keine eigenen Strukturen und keine Entscheidungskompetenzen. Damit wird das Potenzial der Pflege erneut nicht als Chance für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems verstanden, sondern lediglich als Mittel zur Stabilisierung bestehender Strukturen. Das macht die Pflege erneut zum Erfüllungsgehilfen einer rein systemischen Steuerungslogik.

Arbeitsaufträge bislang nicht eingelöst

Der Zukunftspakt hat im Juli seine eigenen Aufträge klar formuliert: Die Reformmaßnahmen sollen zeigen, wie sie sich auf Leistungsangebote und Personalbedarf auswirken. Knappes Pflegepersonal soll gezielt dort eingesetzt werden, wo es am meisten gebraucht wird und seine Kompetenzen die größte Wirkung entfalten. Dafür sollen Pflegeeinrichtungen und Pflegepersonal vor Ort Handlungs- und Entscheidungsspielräum erhalten.

Davon ist bislang nichts erkennbar. Die Profession wird erwähnt, aber weder bei der Versorgungssteuerung, noch bei der Weiterentwicklung von Berufsbildern oder digitalen Prozessen eingebunden. Das steht im Widerspruch zum eigenen Anspruch des Zukunftspakts Pflege.

Zukunft braucht Gestaltungswillen

Pflege kann Versorgung steuern, koordinieren und Innovationen voranbringen – wenn sie verbindliche Entscheidungsrechte bekommt. „Bund und Länder müssen jetzt die Weichen richtig stellen“, fordert Vogler. „Die Pflegeprofession darf nicht am Katzentisch sitzen, während andere über sie entscheiden.“

DPR fordert klare politische Entscheidungen

Der Deutsche Pflegerat fordert, die Pflegeprofession als gleichwertigen Partner in die Steuerung des Versorgungssystems einzubinden, verbindliche Entscheidungsräume für Pflegefachpersonen zu schaffen und pflegerische Expertise in Versorgungsplanung, Care- und Case-Management sowie Innovationsprozesse fest zu verankern.

Die Zwischenergebnisse decken nur einen Teil der Arbeitsaufträge ab. Die Beteiligten des Zukunftspakts Pflege stehen nun in der Verantwortung, die Pflegeprofession konsequent in die Gestaltung der Reform einzubeziehen. Ohne diese Einbindung wird der Zukunftspakt an der entscheidenden Stelle der Versorgungssicherheit scheitern.

Ansprechpartner:innen

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Michael Schulz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de

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