04.12.2025 Berufsautonomie Handlungsfelder Pressemitteilung
Profession Pflege im Zukunftspakt klar verankern
Pflege soll Verantwortung tragen – Politik muss ihr endlich Macht, Rechte und Strukturen geben
Der Deutsche Pflegerat (DPR) erkennt im Entwurf der Eckpunkte des Zukunftspakts Pflege wichtige Ansätze, hält die Pläne aber für unzureichend, um die Profession zu stärken, die Versorgung nachhaltig zu stabilisieren und pflegefachliche Expertise strukturell zu verankern.
DPR-Präsidentin Christine Vogler erklärt:
„Der Zukunftspakt greift zentrale Forderungen auf: mehr Prävention und Rehabilitation, Stabilisierung der Langzeitpflege, digitale Entlastung, Gesundheitsförderung, weniger Bürokratie und bessere Unterstützung für An- und Zugehörige. Doch die Profession bleibt unscharf. Wo Pflegefachpersonen Verantwortung übernehmen sollen, fehlen klare Rollen, Kompetenzen und Befugnisse. So entsteht kein Zukunftsvertrag mit der Pflege.“
Der DPR begrüßt Check-ups für Ältere, neue Leistungen zur pflegefachlichen Begleitung, stärkere kommunale Planung sowie Digitalisierung und KI. Diese Schritte wirken jedoch nur, wenn sie verbindlich an pflegefachliche Qualifikationen bis hin zu Advanced Practice Nurses gebunden sind. Zugleich braucht das neue pflegefachliche Begleitangebot zusätzliches qualifiziertes Personal – Personal, das heute fehlt und nicht aus anderen Bereichen abgezogen werden darf.
Besonders kritisch bewertet der DPR, dass Steuerungsmacht weiter vor allem bei Kassen, Ländern, Kommunen und dem Medizinischen Dienst liegt. Pflegekammern, pflegerische Selbstverwaltung und der DPR sind nicht eingebunden. „Über Pflege wird viel gesprochen – aber nicht mit der Profession als gleichberechtigter Akteurin“, so Vogler. Solange pflegerische Expertise nicht an den Entscheidungstischen sitzt, fehlen fachlich notwendige Perspektiven für gute und sichere Versorgung.
Gleichzeitig plant der Zukunftspakt mehr Flexibilität bei Personal- und Qualitätsvorgaben. Ohne klare pflegesensitive Qualitätsziele, verbindliche Standards und gesicherte Mindestqualifikation besteht die Gefahr, dass das Qualifikationsniveau sinkt und die Versorgungsqualität gefährdet wird. Der DPR fordert eine bedarfsorientierte Personalbemessung, verbindliche pflegesensitive Ergebnisindikatoren und spürbare Bürokratieentlastung, die Pflege im Alltag erreicht.
Die geplanten finanziellen Entlastungen der Pflegebedürftigen – die pauschale Beteiligung der Länder an den Investitionskosten in der stationären Pflege, die Übernahme der medizinischen Behandlungspflege durch die Krankenversicherung im stationären Bereich und die Finanzierung der Ausbildungsumlage durch Steuermittel – sind richtig. Weitere zentrale Fragen bei der Finanzierung müssen noch beantwortet werden. Pflegebedürftige, An- und Zugehörige und Pflegende brauchen verlässliche, klare Zusagen, nicht weitere Prüfaufträge.
Der DPR fordert daher:
- verbindliche Beteiligung der pflegerischen Selbstverwaltung in allen relevanten Gremien
- klare Aufgaben und Befugnisse für alle pflegefachlichen Qualifikationsstufen bis zu Advanced Practice Nurses festlegen
- bedarfsorientierte Personalbemessung ohne Absenkung der Qualität
- pflegesensitive Ergebnisindikatoren für Qualität und Vergütung einführen
- einen verlässlichen Pfad zur Begrenzung der Eigenanteile und zur stabilen Finanzierung der Pflegeversicherung schaffen
Vogler: „Pflege übernimmt große Verantwortung – in Prävention, häuslicher und stationärer Versorgung und digitaler Transformation. Dafür braucht sie Rechte, Strukturen und echte Beteiligung. Der Zukunftspakt kann ein Schritt sein. Eine Strukturreform wird er erst, wenn die Profession auch im Pakt klar verankert ist.“
Ansprechpartner:innen
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats
Michael Schulz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de
