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13.02.2025 Arbeitsbedingungen Berufsautonomie Handlungsfelder Pressemitteilung Wahlforderung Forderung Koalition

Wahlkampf ohne Pflege? Ein Thema, das uns alle betrifft – und doch kaum vorkommt

In der letzten Woche einen klaren Fokus auf die Pflege legen!

Das Thema Pflege spielt im aktuellen Wahlkampf eine erschreckend geringe Rolle. Wenn es doch angesprochen wird, dreht sich die Diskussion fast ausschließlich um finanzielle Aspekte – so auch im TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz. Aber was bringt eine Debatte über Kostendeckel und Pflegegeld, wenn die dringendsten Fragen zur Versorgungssicherheit und zur Zukunft der Pflege unbeantwortet bleiben?

„Pflege betrifft jährlich über 31 Millionen Menschen in Deutschland direkt oder indirekt – sie ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens“, sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. „Warum wird sie dann im Wahlkampf so stiefmütterlich behandelt? Statt über die Finanzierung hinauszudenken, wird die Pflege zu einer reinen Kostenfrage degradiert. Das greift viel zu kurz.“

In knapp etwas mehr als vier von 90 Minuten des TV-Duells wurde die Pflege erwähnt, doch der Fokus lag fast ausschließlich auf der Finanzierung – vom vorgeschlagenen Kostendeckel bis hin zu einer besseren Unterstützung für pflegende An- und Zugehörige durch ein höheres Pflegegeld. Diese Ansätze sind wichtig, ignorieren jedoch die Kernprobleme: die prekäre Versorgungslage der Pflegebedürftigen und die angespannte Situation deren An- und Zugehörigen wie auch der Menschen, die im Gesundheitswesen beruflich arbeiten.

Die falsche Perspektive auf Pflege

Eine Diskussion, die Pflege weitgehend auf die Finanzierung reduziert, stellt die falschen Fragen. Statt zu fragen, was wir uns leisten können, muss es darum gehen, wie wir den tatsächlichen Pflegebedarf decken können. Denn was nützt eine „saubere“ Finanzierung, wenn weder ausreichend professionelle Pflegekräfte noch die nötigen Versorgungsangebote vorhanden sind?

„Das Bild, das derzeit gezeichnet wird, ist realitätsfern“, kritisiert Vogler. „In der Praxis suchen Menschen deutschlandweit verzweifelt nach Hilfe – und finden sie oft nicht. Patient:innen, Pflegebedürftige, pflegende An- und Zugehörige und die Berufsgruppe stoßen längst an ihre Grenzen. Hier geht es nicht um Zahlen, sondern um Menschen.“

Die Forderungen des Deutschen Pflegerats

Der Deutsche Pflegerat fordert daher einen sofortigen Paradigmenwechsel in der politischen Debatte: Weg von der Fixierung auf Kosten, hin zu einer Betrachtung der Pflege als systemrelevante Grundlage unseres Gesundheitswesens. Im Mittelpunkt müssen dabei stehen:

  1. Versorgungssicherheit: Klare Maßnahmen, um den Zugang zu Pflegeleistungen für alle Bedürftigen sicherzustellen.
  2. Stärkung der Pflegeprofession: Die Pflegekräfte müssen durch bessere Arbeitsbedingungen, Abbau von Bürokratie und echte Wertschätzung unterstützt werden.
  3. Tatsächlicher Leistungsbedarf als Maßstab: Die Finanzierung muss sich an dem orientieren, was nötig ist, um eine menschenwürdige Pflege sicherzustellen – und nicht daran, was politisch machbar erscheint.
  4. Innovative Ansätze: Lösungen, die die Pflege langfristig stärken und zukunftsfähig machen, müssen in den Vordergrund treten. Hierzu gehört auch die Sicherung einer starken Selbstverwaltung der Pflege.

„Wir können uns keine halbherzigen und verkürzten Diskussionen mehr leisten“, betont Vogler. „Die künftige Bundesregierung muss die Pflege aus dem Schattendasein holen und Lösungen finden, die der Realität gerecht werden. Dazu gehört vor allem, die Handlungskompetenzen der Pflege zu stärken. Die Pflegeprofession muss eigenverantwortlich und selbstständig ihren Beruf ausüben können. So können wir massiv Ressourcen im System gewinnen.“

Der Wahlkampf braucht in seiner letzten Woche einen klaren Fokus auf die Pflege. Denn ohne eine starke Pflegeprofession und ein funktionierendes System bleibt jede Finanzierungsdebatte unvollendet.

Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat sich in seinem Forderungspapier zur Bundestagswahl konkret auf die Möglichkeiten konzentriert, die die Profession Pflege zur Sicherung der Versorgung leisten kann. Das Forderungspapier „Profession Pflege braucht eine Zukunft – jetzt handeln!“ muss ein Leitfaden für die kommende Bundesregierung sein.

Download Forderungspapier

Ansprechpartner:innen

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Michael Schulz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de

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